The Art of Making Pasta vs. Creating Digital Confidence
Die digitale Transformation aktiv mitgestalten, Mitarbeiter und vor allem auch Kinder und Jugendliche frühzeitig fit machen, digitale Anwendungen im Privat- und Berufsleben, die neue Arbeitswelt und ihre Mythen, Transportmanagement und KI, Bildungsinstitutionen mit veralteten Lehrinhalten, Mitarbeiter-Skills im Wandel, digitale Transformation der Medien, Leoben – Hotspot der Logistik und starke digitale Kompetenzen: Beim KitchenTalk5 – Teil II diskutierten mit Moderatorin Michaela Holy-Zwickelstorfer, Chefredakteurin dispo, Xenia Daum, Geschäftsführerin Kleine Zeitung, Nina Zechner, stellvertretende Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Steiermark, Lena Rosenmayer, Lehrling Pankl Racing Systems, Sam Ajayi, Founder Re-Actio, Herbert Traxler, Vorstand LKW WALTER, Christoph Ungersböck, Geschäftsführer SICK Österreich, Kurt Wallner, Bürgermeister von Leoben, und Gerald Hofer, CEO KNAPP AG und Schirmherr des Internationalen Logistik Sommers, in The Kitchen in Leoben.
Digital Confidence – zwischen Innovation und Sicherheit
Junge Menschen bezeichnen sich oft als digital confident. Wie ist es bei KNAPP aus? Sind junge Mitarbeiter digital affin und bringen sie die richtigen Skills mit? Gerald Hofer, CEO KNAPP: „Gerade bei unseren Lehrlingen bin ich immer wieder überrascht, wie gut sie sich auskennen, aber auch wie kritisch sie mit digitalen Inhalten umgehen.“ Sie seien mit der Digitalisierung aufgewachsen. Aber auch wir würden digitale Tools – Rollos und Klimaanlagen per App steuern – im privaten Bereich nutzen. Im beruflichen Umfeld sei das aber noch nicht überall der Fall – das sei weniger eine Frage des Alters, als des Interesses an digitalen Technologien, die im Beruf unverzichtbar seien. Hofer sieht die Notwendigkeit, sich kritisch, aber nicht zu überkritisch mit Digitalisierung und KI auseinanderzusetzen.
Wie stellt KNAPP sicher, dass Mitarbeiter keine Angst vor neuen Technologien haben, aber auch nicht völlig sorglos damit umgehen? Hofer: „Wir schulen die Mitarbeiter, prägen aber auch eine Kultur, die zwar Grenzen setzt, aber nicht überreguliert. Es wird festgelegt, welche Tools verwendet werden dürfen. Dabei geht es vor allem um IT-Security. Wie im persönlichen Umgang muss man auch digital wissen, was man tut.
Die neue Welt der Arbeit – Mythen und Glaubenssätze
Sam Ajayi, Founder Re-Actio, ist auch Beirat der Leitbetriebe Austria. In einem Projekt beschäftigt er sich mit Themen rund um die neue Arbeitswelt wie Teilzeit, 4-Tage-Woche, Altersteilzeit oder wie man junge Menschen motivieren zu arbeiten. Wohin geht die Reise und welche Maßnahmen müssen Wirtschaft und die Politik ergreifen, um den Wirtschaftsmotor wieder anzukurbeln? Ajayi:“ Das Projekt ist auch motivierend, denn die Ergebnisse sind viel positiver, als erwartet. Es wird allgemein angenommen, dass junge Leute nicht mehr arbeiten wollen. Das stimmt so nicht. Sie wollen nur wissen, wofür und warum sie arbeiten.“ Mit diesem Wissen und dem richtigen Employer
Branding ließen sich junge Mitarbeiter genauso motivieren wie die Generationen davor. Es gäbe auch viele, die in der Pension noch gerne arbeiten würden. Aber das derzeitige Steuersystem erschwere es. Ein weiterer Schwerpunkt sei der Arbeitskräftemangel. Welche Hebel gesetzt werden können, werde in den nächsten Monaten in einem großen Rollout mit vielen Medienpartnern publiziert.
Fit für die digitale Transformation
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion sind zentrale Themen bei LKW WALTER. Gibt es den typischen Disponenten noch? Herbert Traxler, Vorstand LKW WALTER, betont, dass der klassische Disponent vom Transportmanager abgelöst wurde. Die Disposition sei ein Teil des Transportmanagements. Planungsvorschläge oder Routenoptimierungen würden immer mehr von Systemen und KI übernommen.
Der Transportmanager konzentriere sich mehr auf die Interaktion mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern – er sei Problemlöser und kümmere sich um die Ausbildung der Mitarbeiter. Traxler: „Er hat Zeit für das, was KI auch weiterhin schlecht machen wird, nämlich mit Menschen zu interagieren.“ Ein wesentlicher Punkt sei, die Mitarbeiter fit für die Transformation zu machen und nicht, den Lkw von A nach B zu schicken. In der Digitalisierung benötige man außerdem immer mehr Spezialisten wie Data Scientists und ganze Transformationsteams.
Lehrlingsausbildung: Digitalisierungsbedarf und veraltete Lehrinhalte
Lehrlingsausbildung in der Schule: Wie digital ist die Ausbildung, was sollte verbessert werden? Lena Rosenmayer, Lehrling Pankl Racing Systems: „Wir lernen am Computer Briefe schreiben, aber heute schreibt niemand mehr einen Brief. Das ist Zeitverschwendung, besser wäre es sich mehr auf die LAP vorzubereiten und auch mit KI zu arbeiten. Sind sich Lehrer und Schüler bewusst, dass das Briefeschreiben nicht mehr zeitgemäß ist? Lena meint, dass es den Schülern und Lehrern schon bewusst ist, und trotzdem schreibt man von der ersten Klasse bis zur dritten Klasse Briefe und auch Schularbeiten dazu. Sie meint auch, dass die Lehrpläne von der Bildungsdirektion festgelegt werden und von den Betrieben nicht geändert werden können.
Mitarbeiter-Skills im Wandel
Wie gestaltest SICK die Mitarbeitersuche? Welche Skills werden gebraucht? Christoph Ungersböck, Geschäftsführer SICK Österreich, erklärt, dass sichdie Skills stark verändert haben und die heutigen Anforderungen spezialisierte Fähigkeiten und kontinuierliche Weiterbildung erfordern. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter am Ball bleiben, Lernbereitschaft und vor allem die richtige Einstellung mitbringen.
Wie gestaltet SICK die Aus- und Weiterbildung? Das Unternehmen bildet seine Mitarbeiter in Technologiebereichen und Leadership aus und nutzt externe Partner wie Kunden und Institutionen, um sich auszutauschen und vielfältige Perspektiven zu gewinnen. Ungersböck: „Durch branchen- und länderübergreifendes Netzwerken wie hier beim KitchenTalk mit LKW WALTER kann man viele Impulse mitnehmen.“
Wie die Kleine Zeitung die digitale Transformation meistert
Was müssen Journalisten heute noch können im Gegensatz zu vor fünf Jahren? Für Xenia Daum, Geschäftsführerin Kleine Zeitung, sind es nach wie vor die gleichen Kernkompetenzen wie Ausdrucksfähigkeit, Neugier und Verständnis für publikumsrelevante Themen. Viele Unternehmen könnten sich komplett in die digitale Transformation stürzen, die Kleine Zeitung müsse aber die gesamte Zielgruppe bedienen – von Kindern über Jugendliche bis hin zu älteren Lesern, die Inhalte als Print, Video oder Audio konsumieren. Die digitale Transformation erfordere eine erweiterte Bandbreite an Kompetenzen. So müssten auch erfahrene Journalisten digitale Formate beherrschen – „ein TikTok Reel ist journalistisch anders gestaltet als ein Leitartikel von Hubert Patterer“.
Auch das Team der Kleinen Zeitung habe sich verändert und umfasse neben Journalisten nun auch Spezialisten wie Data-Scientists, Web Developer und Motion-Designer. Insgesamt ist die Redaktion trotz früherer Verschlankungen wieder um ein Drittel gewachsen. Ist die digitale Transformation jemals abgeschlossen? Laut Daum ist die digitale Transformation ein fortlaufender Prozess, der eine ständige Anpassung an neue Technologien und Konsumgewohnheiten erfordert und wohl nie abgeschlossen sein wird.
Leoben – Hotspot der Logistik
Kurt Wallner, Bürgermeister von Leoben, blickt auf mehr als 25 Jahre Logistikgeschichte zurück. Gemeinsam mit Partnern – allen voran der Firma KNAPP – wurde beschlossen, in Leoben einen Logistik-Schwerpunkt zu schaffen. Ein eigener Club wurde gegründet, die Firma KNAPP hat sich in Leoben-Ost angesiedelt, ist gut etabliert und wächst in rasantem Tempo.
Und es geht auch um Ausbildung. Wallner: „Zum Glück gibt es in Leoben eine HTL, die seit 2002 den Unterrichtszweig Industrielogistik anbietet. An der Montanuniversität gibt es seit 2003 den Lehrstuhl für Industrielogistik, der von Professor Oberhofer gegründet wurde, und heute von Professor Zsifkovits geleitet. Damit stehen den Unternehmen in Leoben gut ausgebildete Logistiker zur Verfügung.
Digitale Kompetenzen stärken
Digitale Kompetenzen sind zentral für eine erfolgreiche Transformation, vor allem bei jungen Menschen? Nina Zechner von der IV Steiermark erklärt, dass das Vertrauen in digitale Technologien durch Verständnis und Fähigkeiten gestärkt wird. Der DESI-Index zeigt jedoch, dass Österreich im EU-Vergleich hinterherhinkt: Nur 66% der Bevölkerung verfügen über digitale Grundkenntnisse, während Spitzenreiter wie Finnland bei 80-90% liegen. Nachholbedarf besteht vor allem im Bildungsbereich. Digitalen Kompetenzen reichen von der Informationsbeschaffung bis zur Content-Erstellung und umfassen auch Themen wie „Information and Data Literacy“ und digitale Sicherheit, die bereits bei Kindern gefördert werden sollten. Digitale Skills sollten in den verschiedenen Bildungszweigen zur Selbstverständlichkeit werden, und digitale Tools sollten stärker in den Unterricht integriert werden, aber auch private Initiativen und Unternehmen nehmen Vorreiterrollen ein, um junge Menschen und Mitarbeiter auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Darüber hinaus ist das lebenslangen Lernen im Hinblick auf die Transformation in den Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil der beruflichen Weiterbildung.
Zechner betont auch, wie wichtig es ist, früh anzusetzen und digitale Kompetenzen in die Bildung zu integrieren, etwa in Form von Coding Workshops, die die IV Steiermark an Schulen anbietet. Solche Workshops zeigen, dass die Begeisterung für Technik groß ist, sobald Kinder erste Projekte, wie einfache Programmierungen, erfolgreich umsetzen. Sie fordert, dass grundlegende Kompetenzen wie schriftliche Ausdrucksfähigkeit auch in Form von E-Mails oder Chats trainiert werden könnten. Die IV engagiere sich auch im MINT-Bereich und bietet mit dem Science Garden Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, mit Naturwissenschaft und Technik in Berührung zu kommen.